Dominik Alber: St. Martins neuer Bürgermeister

St. Martin in Passeiertal

Nach dem Wechsel von Bürgermeisterin Rosmarie Pamer in den Landtag, wurde am 26. Mai der 28-jährige Jugendarbeiter Dominik Alber mit deutlicher Mehrheit (1.180 Stimmen) zum neuen Bürgermeister gewählt. Alber war neben seiner Tätigkeit als Leiter des Jugendtreffs in St. Martin seit 2020 bereits Mitglied des Gemeinderates, des Gemeindeausschusses und seit 8. Oktober 2020 auch Gemeindereferent. Alber im Interview nach mehr als 40 Tagen im Amt.

Herr Alber, Sie wurden im Mai dieses Jahres zu einem der jüngsten Bürgermeister im Land gewählt. Was bedeutet das für Sie?

Dominik Alber: Das eindeutige Ergebnis der Gemeinderatswahlen erfüllt mich einerseits mit Stolz, andererseits aber auch mit tiefer Verantwortung, die mir im Grunde von Anfang an bewusst war. Als einer der jüngsten Bürgermeister im Land, sehe ich die Chance einen frischen Wind in die Politik zu bringen und möchte das erhaltene Amt auch dafür nutzen, um junge politikinteressierte Leute zu ermutigen, selbst aktiv zu werden.

Woher kommt Ihr Interesse für die Politik?

Alber: Mein Interesse an der Politik entwickelte sich schon in meiner Jugendzeit. Meine Eltern spielten dabei eine bedeutende Rolle, da sie beide in der Gemeindeverwaltung und Politik tätig waren. Meine Mutter arbeitet in der Buchhaltung der Gemeindeverwaltung und mein Vater war im Jahr 2010 Vizebürgermeister in St. Martin. Durch ihre Tätigkeiten bekam ich früh Einblicke in die politische Arbeit und die Abläufe innerhalb der Gemeinde.

Diese Erfahrungen weckten in mir den Wunsch, meine Gemeinde aktiv mitzugestalten. Ich wollte nicht nur Zuschauer sein, sondern auch selbst einen Beitrag leisten und Einfluss auf die Entwicklung unserer Gemeinde nehmen. Darüber hinaus hatte ich stets ein großes Interesse an gesellschaftlichen Themen.

In welchen Bereichen der Gemeinde waren Sie zuvor schon tätig?

Alber: Ich war in verschiedenen Bereichen der Gemeinde tätig, sowohl ehrenamtlich als auch beruflich. Mein Engagement begann früh und erstreckte sich über zahlreiche Vereine und Initiativen. Ich war ehrenamtlich aktiv bei den Ministranten, in der Diözesanleitung der Katholischen Jugend Südtirols (KJS), bei der Südtiroler Katholischen Jugend (SKJ), in der AVS Jugend sowie im örtlichen Theaterverein.

Ein besonderer Schwerpunkt meiner Arbeit lag immer in der Jugendarbeit. In den letzten sechs Jahren war ich als Geschäftsführer des Jugendtreffs St. Martin tätig. Diese Rolle ermöglichte es mir, direkt mit jungen Menschen zu arbeiten, ihre Bedürfnisse zu verstehen und Angebote zu entwickeln, die ihre Interessen und Fähigkeiten fördern.

Seit 2020 war ich zudem Mitglied des Gemeindeausschusses für Jugend, Kultur und Partizipation und konnte mich in dieser Position gezielt für die Belange der Jugend einsetzen, förderte kulturelle Aktivitäten und arbeitete daran, die Bürgerbeteiligung in unserer Gemeinde zu stärken. Durch diese verschiedenen Engagements habe ich eine breite Basis an Erfahrungen gesammelt, die ich jetzt auch in meine politische Arbeit einbringen kann.

Was macht für Sie das Bürgermeisteramt in der Heimatgemeinde so reizvoll?

Alber: Das Bürgermeisteramt in meiner Heimatgemeinde reizt mich besonders wegen der Nähe zu den Bürgern. Es ermöglicht mir, ihre Anliegen direkt zu erfahren und darauf zu reagieren. Zudem habe ich die Chance, unmittelbare und sichtbare Veränderungen zu bewirken, was sehr erfüllend ist. Besonders wichtig ist mir auch, gemeinsam mit allen Bürgern die Zukunft der Gemeinde zu gestalten und dabei ihre Ideen und Visionen in konkrete Maßnahmen umzusetzen.

Welche Themen stehen für Sie im Mittelpunkt?

Alber: Im Mittelpunkt meiner politischen Arbeit stehen mehrere zentrale Themen. Mein Leitsatz „zuhören und handeln“ bedeutet, dass ich den Bürgern genau zuhöre und ihre Anliegen ernst nehme, um dann gezielt Maßnahmen zu ergreifen. Gleichberechtigung und Mitspracherecht sind mir besonders wichtig. Jeder Bürger soll die gleichen Chancen haben und aktiv an den Entscheidungsprozessen beteiligt werden.

Auch eine solide und nachhaltige Wirtschaft ist mir ein großes Anliegen. Es geht darum, gut mit den vorhandenen Ressourcen zu wirtschaften und verantwortungsvoll zu haushalten. Zudem lege ich großen Wert auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Unsere Gemeinde soll umweltfreundlich und zukunftsorientiert handeln, um eine lebenswerte Umgebung für kommende Generationen zu gewährleisten.

Wir müssen sicherstellen, dass alle Bürger gut informiert sind und verstehen, welche Maßnahmen und Projekte geplant sind.

Dominik Alber, Bürgermeister von St. Martin in Passeiertal

Wo besteht in der Gemeinde dringender Handlungsbedarf?

Alber: In unserer Gemeinde besteht dringender Handlungsbedarf in mehreren Bereichen. Zunächst müssen wir die Bürgerinnen und Bürger stärker einbinden. Es ist wichtig, dass sie aktiv an Entscheidungsprozessen teilnehmen können und ihre Stimmen gehört werden. Ein weiterer Punkt ist dabei die klare Kommunikation von Informationen. Wir müssen sicherstellen, dass alle Bürger gut informiert sind und verstehen, welche Maßnahmen und Projekte geplant sind. Das fördert Transparenz und Vertrauen.

Zuhören und den Dialog fördern sind ebenfalls essenziell. Durch offenen Austausch können wir besser auf die Bedürfnisse der Bürger eingehen und gemeinsam Lösungen finden. Die Infrastruktur muss effizienter genutzt und wo nötig ausgebaut werden. Es gilt, bestehende Ressourcen optimal zu verwenden und gezielt in notwendige Erweiterungen zu investieren.

Schließlich sollten Bauprojekte zukunftsfähig und bedacht initiiert werden. Wir müssen langfristig denken und sicherstellen, dass neue Projekte nachhaltig und gut durchdacht sind, um den Bedürfnissen der Gemeinde gerecht zu werden.

Was ist Ihr Vorhaben für die nächsten Jahre?

Alber: Für die nächsten Jahre habe ich mehrere wichtige Ziele. Zunächst möchte ich die Partizipation aller Bürger fördern. Es ist entscheidend, dass jeder die Möglichkeit hat, aktiv an den Entscheidungsprozessen in unserer Gemeinde teilzunehmen.

Ein dringendes Projekt ist die Erneuerung der Trinkwasserleitungen. Eine zuverlässige und moderne Trinkwasserversorgung ist essenziell für die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Bürger. Weiters plane ich, den Gemeindeentwicklungsplan abzuschließen. Durch dieses Instrument können wir auf leistbaren Wohnraum eingehen und eine nachhaltige Entwicklung unserer Gemeinde stärken.

Außerdem wird ein weiterer Schwerpunkt die Stärkung des Zivilschutzes sein. Es ist wichtig, dass unsere Bürger gut informiert und vorbereitet sind, um in Notfällen sicher handeln zu können. Dies umfasst auch eine klare und effektive Kommunikation der notwendigen Informationen.

Wie möchten Sie sich junge Menschen mehr als bisher in die Gemeindepolitik einbringen?

Alber: Um junge Leute mehr als bisher in die Gemeindepolitik einzubringen, plane ich mehrere Maßnahmen. Zunächst möchte ich den Jugendbeirat weiter unterstützen und die Jugendarbeit stärken. Der Jugendbeirat ist eine wichtige Plattform für junge Menschen, um ihre Anliegen und Ideen direkt in die Politik einzubringen.

Darüber hinaus werden wir Workshops und Diskussionsrunden für Jugendliche organisieren. Diese bieten eine Gelegenheit, sich zu informieren, auszutauschen und aktiv an politischen Diskussionen teilzunehmen.

Ein weiterer zentraler Punkt ist mein Anliegen „Zuhören und Handeln“. Es ist mir wichtig, die Stimmen der jungen Menschen zu hören und ihre Anliegen ernst zu nehmen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass ihre Vorschläge und Wünsche in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden.

Würden Sie sagen, dass die Zeit der nächsten Generation Politiker bereits angebrochen ist? Welchen ehrlichen Rat würden Sie jungen Politikern geben?

Alber: Ja, ich würde sagen, dass die Zeit der nächsten Generation Politiker bereits angebrochen ist. Junge Menschen bringen frische Perspektiven und neue Ideen in die Politik, die dringend benötigt werden.

Meinen ehrlichen Rat an junge Politiker würde ich so formulieren: Bleibt authentisch und euren Werten treu. Es ist wichtig, sich nicht zu verbiegen und die eigenen Überzeugungen zu bewahren. Nutzt die Erfahrung der anderen, hört zu und lernt von denen, die bereits länger in der Politik sind. Und habt den Mut, ihr selbst zu sein und die Herausforderungen anzunehmen. So könnt ihr wirklich etwas bewirken und positive Veränderungen herbeiführen.

Was waren für Sie ganz praktisch ihre ersten Amtshandlungen?

Alber: Die ersten Amtshandlungen umfassten Einzelgespräche mit allen gewählten Gemeinderätinnen und -räten. Anschließend richtete ich mein Bürgermeisterbüro ein und schuf die notwendigen technischen Voraussetzungen für effizientes Arbeiten. Ich unterzeichnete eine Vielzahl von Dokumenten, die für die Verwaltung der Gemeinde erforderlich waren. Parallel dazu verfasste ich meine Programmatische Erklärung, in denen ich meine politischen Ziele und Visionen dargelegt habe und erarbeitete den Vorschlag für den Gemeindeausschuss, den ich erfolgreich im Gemeinderat zur Abstimmung bringen konnte.

Nach meiner Wahl bin ich besonders dankbar für die vielfältige Unterstützung und die wertvollen Ratschläge erfahrener Kollegen.

Dominik Alber

Worüber sind Sie nach Ihrer Wahl besonders dankbar?

Alber: Nach meiner Wahl bin ich besonders dankbar für die vielfältige Unterstützung und die wertvollen Ratschläge erfahrener Kollegen, die mir halfen, mich schnell einzuarbeiten und fundierte Entscheidungen zu treffen. Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in meine Fähigkeiten und Visionen ist für mich eine große Ehre und Motivation zugleich. Besonders ermutigend ist das hohe Maß an Motivation und Engagement, das mir das Team des Gemeindeausschusses, des Gemeinderates und die Beamten in der Verwaltung entgegenbringen. Ihre Hingabe an die Gemeindearbeit und ihre Bereitschaft, sich für das Wohl der Bürger einzusetzen, sind grundlegend für unseren gemeinsamen Erfolg.

Was wünschen Sie sich für sich selbst aber auch die Gemeindeverwaltung für die Zukunft?

Alber: Persönlich wünsche ich mir für die Zukunft vor allem Gesundheit und eine gute Balance zwischen meiner Arbeit und dem Privatleben. Für die Verwaltung unserer Gemeinde wünsche ich mir vor allem Effizienz, Transparenz und eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen. Ganz allgemein aber wünsche ich unserer Gemeinde eine positive Entwicklung, die das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Bürger fördert. Das kann durch eine nachhaltige Dorfentwicklung, die Förderung von Bildung und Kultur sowie die Schaffung eines attraktiven Lebensumfelds erreicht werden. Denn wenn die Menschen sich in ihrer Gemeinde wohl und sicher fühlen und gute Lebensbedingungen vorfinden, trägt das auch maßgeblich zu einem positiven Gemeinschaftsgefühl bei.

Dieser Beitrag erschien in der Bezirkszeitung Die BAZ. Näheres unter diebaz.com. Hier geht’s zurück zur Startseite von tirol news!

Bildnachweis: Dorfzentrum von St. Martin in Passeiertal © Gemeinde St. Martin

  • 9. Oktober 2024