Tisens-Prissian: Grünes Licht für eine neue Wasserleitung
Das Bewässerungskonsortium „Prissian-Tisens“ hat entschieden: „Der Anschluss an die Wasserkraftwerke des Ultentals wird realisiert.“ Ein wegweisender Schritt für die Zukunft der Landwirtschaft auf dem beliebten Sonnenplateau.
Es ist ein langwieriges Thema mit einer umfassenden Vorgeschichte. Nachdem sich die Interessensverbände von Naraun und Tisens bereits für einen möglichen Anschluss an die Restwasserleitung von St. Pankraz ausgesprochen haben, um in besonders trockenen Monaten weiterhin die Bewässerung der Obst- und Weinbaugebiete zu garantieren, gab es im Bewässerungskonsortium „Prissian-Tisens“ noch Widerstand von einigen Mitgliedern. Hauptkritikpunkt der Gegner: Die bisherigen Wasserreserven hätten in den vergangenen 50 Jahren ausgereicht und sollten dies auch weiterhin tun. Außerdem seien die notwendigen Mehrkosten für den individuellen Anschluss der eigenen Bewässerungsanlagen an die geplante neue Wasserleitung, die jedes Mitglied selbst tragen müsse, unverhältnismäßig.
Ein Argument, das bei den Befürwortern auf wenig Verständnis stößt. So heißt es vonseiten lokaler Grundbesitzer, man vergesse, dass die Errichtung der Leitungen durch unsere Vorfahren auf einem Bedarf basierte, der angesichts der steigenden Bevölkerungszahl und der zunehmend trockeneren Sommermonate nicht mehr gedeckt werden könne. Die Entscheidung für den Anschluss an die Wasserleitung aus Ulten sei daher eine Investition in die Zukunft.
Das meiste Wasser, das bis heute auf dem Hochplateau im Tisner Mittelgebirge für die Landwirtschaft genutzt wird, stammt aus dem Prissianer Bach sowie dem Nalser Bach. In den immer längeren Trockenperioden im Sommer stößt dieses System jedoch zunehmend an seine Grenzen. Als Anfang der 2000er Jahre ein Bruch in der Nähe der Quelle des Nalser Bachs zwischen Grissian und Sirmian den Bachlauf beeinflusste, kam es bei starkem Regen schnell dazu, dass der Wasserzulauf verschlammt und dadurch bis zu 50 % der Wassermenge verloren ging.
Wenn dann im Sommer acht Wochen Trockenheit herrschen, können die Zuläufe nicht mehr den Bedarf decken. Besonders der Obst- und Grünlandbau ist davon betroffen, was zu verheerenden Folgen für die Erntequalität führen kann. Zwar konnte man durch die Kürzung der Bewässerungszeiten großflächige Schäden bisher verhindern, doch die eingeschränkte Wasserverfügbarkeit auf dem Hochplateau bringt die Landwirte immer wieder an ihre Grenzen.
Seit zwölf Jahren diskutiert man daher über die mögliche Errichtung einer neuen Wasserleitung aus dem Stollen in Oberlana mit Anschluss an das Restwasserkraftwerk St. Pankranz, dem Einzugsgebiet des Bewässerungskonsortiums zweiten Grades. Dieses verwaltet die Wasserzuflüsse von rund acht Bodenverbesserungskonsortien. Die Interessensverbände von Prissian und Tisens gehören dabei zu den am weitesten von der Anlage entfernten Ortschaften.
Der Anschluss und die Errichtung einer neuen Wasserleitung vom Wasserkraftwerk St. Pankranz nach Naraun galt bereits als beschlossen. Abhängig vom Interesse der angrenzenden Gebiete Tisens und Prissian wollte man im übergeordneten Bodenbewässerungskonsortium zweiten Grades über die Dimensionierung der Rohrleitung entscheiden. Um eine mögliche Verlängerung der Leitung in die Gebiete Tisens und Prissian künftig realisieren zu können, sei eine größere Dimensionierung der Leitungen unabdingbar, heißt es aus Prissian.
Trotzdem gab es zunächst Widerstand, insbesondere von Landwirten aus Prissian und Tisens. Bei einer ersten Abstimmung im Jahr 2023 stand das Projekt bereits auf der Kippe. Der Haken an der Sache: Sollte die Leitung aus Ulten nicht ausreichend groß dimensioniert werden, würde sie einen künftigen Anschluss für Tisens und Prissian nicht ausreichend versorgen können. Für die Landwirte der Zukunft wäre das eine schwerwiegende Entscheidung.
Nachdem sich das Bodenbewässerungskonsortium von Tisens bereits bei einer Abstimmung im Frühjahr dieses Jahres für die Verlegung ausgesprochen hatte, gelang es den Befürwortern in Prissian, bei einer entscheidenden Abstimmung im Herbst 2024 ebenfalls eine Mehrheit für den Ausbau der Leitung zu gewinnen. Das bedeutet nun grünes Licht auch für das übergeordnete Bodenbewässerungskonsortium zweiten Grades. Der erste Teilabschnitt der neuen Wasserleitung bis nach Naraun soll bis 2026 fertiggestellt werden. Dann wird auch der Anschluss für Tisens und Prissian folgen.
Für den Ortsbauernobmann Erich Pallweber, Ausschussmitglied vom Bodenverbesserungskonsortium Prissian Tisens ist die positive Abstimmung ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung: „Die nächste Generation der Landwirte wird uns noch dankbar sein. Die neue Wasserzuleitung bietet nicht nur eine Absicherung für längere Trockenperioden, sondern ermöglicht auch die Frostbewässerung, die in einigen Zonen aufgrund mangelnder Wasserverfügbarkeit bisher undenkbar war. Zusätzlich sichern wir durch die zusätzlichen Wasserreserven den Wert unserer Böden auch für die Zukunft ab. Mit den Gegnern des Projekts suchen wir natürlich einen Konsens, damit die Entscheidung auch von allen tragbar wird.“
Dieser Beitrag erschien in der Bezirkszeitung Die BAZ. Näheres unter diebaz.com. Hier geht’s zurück zur Startseite von tirol news!
Bildnachweis: Blick über Tisens und Prissian © TV Tisens-Prissian/ Rene Gamper