Das Leben ist wie eine Farbpalette
Die Passeirerin Rita Pöll ist eine der Hoffnungsträgerinnen der Südtiroler Kunstszene. In ihren Werken beschäftigt sie sich mit heimischen Naturmaterialien und konzentriert sich dabei stets auf das Wesentliche. Eines ihrer jüngsten Projekte ist die Illustration des Kinderbuches „Zauberkind“ der Schweizer Texterin Sandra Schuster.
„Meine Arbeiten entstehen aus genauen Beobachtungen des Menschen, dessen Verhalten im Alltag, sowie der Natur, die teils eins werden oder interagieren. Der Prozess des Beobachtens, Recherchierens und Arbeitens erstreckt sich oft über einen längeren Zeitraum. Die Arbeiten sind einerseits vom Ort abhängig (site specific art) oder auf einen bestimmten Raum bezogen. Hierdurch kommt es in den Arbeiten zu einem Spiel zwischen Irritation, Spannung, Rätsel und/oder Grenzerfahrung. Vorhandenes an der Materialoberfläche oder im Prozess bemerkte Materialeigenschaften werden verstärkt und in Konzepte eingebaut.“ So beschreibt die Jungkünstlerin ihren Schaffensprozess in einem Kommentar auf der Internetseite von Ö1.
Leben der Jungkünstlerin
Rita wurde am 26. Jänner 1992 in Meran geboren und verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit auf dem Bergbauernhof ihrer Familie im Passeiertal. Ihr besonderes Kunsttalent zeigte sich schon früh, sodass sie sich nach den ersten Oberschuljahren am Pädagogischen Gymnasium in Meran für ein Austauschjahr an der Kunstschule „Cademia“ in St. Ulrich entschied. Während dieser Zeit wurden ihre Werke auch immer wieder auf Klassen- und Gruppenausstellungen gezeigt. Das bestärkte Rita immer mehr zu ihrem Entschluss, sich weiter künstlerisch fortzubilden. Nach dem Abschluss der Matura an der Kunstschule in Gröden folgte ein zweijähriges Kunststudium an der renommierten Leonhard Kunstakademie am Mattsee, sowie das Lehramtsstudium an der Universität Mozarteum in Salzburg in „Bildnerischer Erziehung und Werkerziehung“. In Salzburg beschäftigte sich Rita dann sehr intensiv mit Bildhauerei und Grafik. Sie lernte ihr Handwerk bei anerkannten Künstlern wie Arnold Ruedi, Nicole Wermers und Beate Terflot. Vor ihrem Abschluss am Mozarteum machte sie 2015 ein Auslandssemester an der „University of Stellenhosch“ in Südafrika. Eine Zeit, in der sie – wie sie heute erzählt – sowohl wertvolle künstlerische wie auch persönliche Erfahrungen sammelte. 2014 war sie Dozentin an der Kinder- und Jugendakademie in Neuburg an der Donau.
Ihre künstlerische Tätigkeit begleiteten zahlreichen Ausstellungen und Projekte im gesamten deutschen Sprachraum. Dazu zählen insbesondere „Täglich Brot“ im Monatsschlössl Helbrunn in Salzburg, „von mir aus“ im Salzburger Künstlerhaus oder „Schneeberg und is Fleischpankl“ im BunkerMooseum. Nach ihrem Abschluss in Salzburg kehrte Rita in ihre Heimat zurück. Dazu sagt die Künstlerin in unserem Gespräch: „Ich brauchte wieder mal einen Rückzug in die Berge.“ Den fand sie im Alpsommer 2016 im Muotathal im Ober Roggenloch.“ Aber auch auf der „Alm“ blieb Rita künstlerisch aktiv, wenn auch weniger nach außen sichtbar als die Jahre zuvor. Doch die Vielfalt der heimischen Natur und die Kulturdenkmäler ihrer Heimat inspirieren sie auch in dieser Zeit zu neuen Projekten. Erfahrungen und Erkenntnisse aus dieser Zeit finden ihren Niederschlag in den Werken, die sie 2019 bei der Gemeinschaftsausstellung „Ietz und Morgen“ mit ihrem Bruder Martin im Bunkermuseum von Moos ausstellte. Ausgehend von den Erlebnissen auf der Alm und durch ihr neu gewecktes Interesse an den heimischen Natur- und Kulturdenkmälern begann sie sich 2020 an der Universität Krems im Masterlehrgang über „Konzeptuelle Denkmalpflege“ mit der modernen Denkmalpflege zu beschäftigen. Parallel dazu unterrichtet sie zur Zeit Technik im Schulsprengel Nonsberg.
Kinderbuch „Zauberkind“
Eines der spannenden Projekte ist das Kinderbuch „Zauberkind“, bei dem Rita Pöll als Illustratorin mitwirkte. Es geht auf eine Begegnung auf der Alm im Muotatal zurück. Die Idee zum Buch entwickelte die Texterin Sandra Schuster 2015. Als Schuster im Sommer als Geißen- und Rinderhirtin auf der Alp Bödmeren, einer Nachbarsalp, war und Rita Pöll kennenlernte. Rita war von der Idee und vom Text begeistert, dass sie sich sofort bereit erklärte, die Grafiken zum Buch anzufertigen. „So ging es Schritt für Schritt bis zu der fertigen Fassung des Buches“, sagt Rita. Die Geschichte erzählt von einem Mädchen namens Nele, das mit ihrer Familie in den Bergen wohnt und zusammen mit ihrem Hund Laila und dem Reiseführer Luigi ein spannendes Abenteuer erlebt. Es ist eine Mut-mach-Geschichte und lädt den Leser dazu ein, sich Gedanken über die wesentlichen Dinge des Lebens zu machen. Denn davon sind die Herausgeberinnen überzeugt: „Das Leben ist wie eine Farbpalette, wie wir die Farben aber mischen, entscheiden wir selbst.“
Das Buch ist im Eigenverlag erschienen. Es ist in Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch geschrieben und in Buchhandlungen und Geschäften erhältlich.
Dieser Beitrag erschien in der Bezirkszeitung Die BAZ. Näheres unter diebaz.com. Hier geht’s zurück zur Startseite von tirol news!
Bildnachweis: Museum Passeiertal Direktor Konrad Pamer, Martin und Rita Pöll im BunkerMooseum © Rita Pöll