Lanas Falschauer, ein Fall für die Wildbachverbauung

Arbeiten der Wildbachverbauung am Bachbett der Falschauer in Lana

Seien es die Regulierungsarbeiten am Sinichbach, am Passer- oder Etschufer in Meran, Marling, Algund oder die Bauarbeiten zur ökologischen Aufwertung des Falschauerbettes in Lana: eines haben diese Projekte alle gemeinsam; sie laufen im Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung Süd zusammen. Thomas Thaler ist stellvertretender Amtsdirektor und berichtet über die Arbeiten in Lana und Umgebung.

Herr Thaler, was sind Ihre Aufgaben im Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung?
Thomas Thaler: Meine Aufgaben im Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung beinhalten hauptsächlich die Projektierung von Wasserschutzbauten, die Bauleitung und Betreuung dieser Projekte in der Ausführungsphase, die Erstellung von Gutachten in der „Gefahrenzonenplanung Wasser- und Lawinengefahren“ und die Beratung der Bürger bezüglich Naturgefahren.

Wie hat sich die Arbeit in der Wild- und Lawinenverbauung verändert?
Während in der Vergangenheit das Augenmerk sehr stark auf der Bautätigkeit, insbesondere auf dem Neubau von Wasserschutzbauten lag, haben in jüngster Zeit neue Aufgabenbereiche an Bedeutung gewonnen. Die umfangreiche Überwachung und Instandsetzung der zahlreichen im Land vorhandenen Wasserschutzbauten ist mittlerweile ein ebenso bedeutender Teil unserer Arbeit. Die Begutachtung und Umsetzung der Gefahrenzonenpläne, die Erstellung von Fachgutachten und die Information der Bevölkerung sind ebenso von steigender Bedeutung. Bei Hochwasser- und Katastrophenereignissen ist die fachkundige Beratung der Bevölkerung und der Behörden gleich wichtig wie die anschließenden Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten. Bei der Errichtung von Wasserschutzbauten spielen vermehrt auch landschaftliche und ökologische Aspekte eine Rolle. Die Aufwertung und Revitalisierung von Gewässerlebensräumen gehört mittlerweile auch zu den wichtigen Aufgaben der Wildbachverbauung.

Wie entstehen die Projekte?
Mittlerweile entstehen die meisten Wildbachverbauungsprojekte aufgrund der in den Gefahrenzonenplänen aufgezeigten Gefahrenzonen, während in der Vergangenheit viele Projekte als Reaktion auf Unwetterereignisse mit den entsprechenden Schäden entstanden. Somit stehen vorbeugende Maßnahmen heute stärker im Vordergrund. Weiterhin spielen die Erfahrung der Mitarbeiter der Wildbachverbauung und der Austausch mit der Bevölkerung und den Gemeindeverwaltungen eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Umsetzung von Projekten.

In der Gemeinde Lana sind aktuell einige Arbeiten im Gang, die Sie als Projektant betreuen.
In der Gemeinde Lana wurden vor etwa 10 Tagen die Arbeiten für die Umgestaltung des Bachbettes und der sogenannten „Fischrampen“ oberhalb der Pegelmessstelle Lana abgeschlossen. Weiters werden im Raffein-Graben oberhalb von Lana Arbeiten zur Befestigung des Bachbettes durch­geführt. Derzeit gibt es entlang der Falschauer ein weiteres Projekt, im Auftrag der Gemeinde Lana. Dieses beinhaltet die Auf­wertung der Falschauerufer für die Bevölkerung, im Abschnitt ober und unterhalb der „Teissbrücke“. Es werden Zugänge und Sitzgelegenheiten errichtet.

Durch die Umgestaltung des Bachbettes wurde vor allem der Fisch­aufstieg verbessert und ein Nieder­wassergerinne für die Zeiten mit geringer Wasserführung als Rückzugsgebiet für Fische geschaffen.

Thomas Thaler, Stellvertretender Amtsdirektor der Wildbach- und Lawinenverbauung Süd

Ein Projekt, das vielen aufgefallen ist, sind die Arbeiten am Falschauerbett auf der Höhe der Naherholungszone.
Es handelt sich hierbei um ein Projekt zur Aufwertung des Bachbettes der Falschauer. Die beiden bestehenden Wildbachsperren aus Stahlbeton wurden abgesenkt und anschließend mit Schotter und Steinen überbaut, sodass sie nicht mehr sichtbar sind, was eine landschaftliche Aufwertung bedeutet. Durch die Umgestaltung des Bachbettes wurde vor allem der Fisch­aufstieg verbessert und ein Nieder­wassergerinne für die Zeiten mit geringer Wasserführung als Rückzugsgebiet für Fische geschaffen.

Teile des sogenannten Falschauer-Deltas gelten als biologisches Schutzgebiet. Was sind die ökologischen Besonderheiten?
Der Abschnitt unterhalb der Pegelmessstelle Lana ist als Biotop und Natura-2000-Gebiet ausgewiesen. Für die Wildbachverbauung bedeutet dies, dass lediglich für die Hochwassersicherheit unerlässliche und wichtige Arbeiten ausgeführt werden. Weiters können in Absprache mit den zuständigen Behörden Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung durchgeführt werden.

Inwieweit tragen die Arbeiten zur Aufwertung der Naherholungszone und des Biotops bei?
Die Arbeiten für die Umgestaltung der Fischrampen tragen zur öko­logischen Aufwertung des gesamten Unterlaufs der Falschauer bei. In den letzten 20 Jahren wurden mit verschiedenen Bauprojekten sämtliche Hindernisse bzw. Wildbachsperren im Abschnitt zwischen der Einmündung der Falschauer in die Etsch und der Gaulschlucht so umgestaltet, dass sie für Fische überwindbar sind. Das so eben abgeschlossene Projekt vervollständigt dieses Vorhaben. Auch wenn das Projekt vordergründig die Aufwertung des Bachbettes zum Ziel hat, werden naturnahe umgestaltete Bereiche erfahrungsgemäß sehr gut von der Bevölkerung angenommen und nach oftmals anfänglicher Skepsis in der Bauphase auch sehr geschätzt. Somit werden die anliegenden Naherholungsgebiete indirekt aufgewertet.

Welche Projekte sind entlang der Falschauer noch in Planung?
Es besteht ein weiteres Projekt zur Umgestaltung des Bachbettes in der Falschauer. Es beinhaltet die Neustrukturierung des Bachbettes, zwischen dem Abschnitt oberhalb des letzten Projektes „Fischrampen“ und der Teissbrücke, durch Einbau von Steinbuhnen und Umlagerung von Schotter, sowie der Ausbildung eines Niederwassergerinnes. Ziel dieses Projektes ist es, das Bachbett besser an die starken Wasserschwankungen, die vom Kraftwerk Lana verursacht werden, anzupassen. Das Projekt wird voraussichtlich ab Herbst 2023 ausgeführt.

Es geht darum, möglichst alle Be­tei­lig­ten so gut wie möglich zu be­rück­sichtigen. Dabei steht der Schutz der Bevölkerung vor Naturgefahren stets im Mittelpunkt.

Thomas Thaler

Worin bestehen die größten Herausforderungen in der Wildbach- bzw. Lawinenverbauung?
Die Herausforderungen sind vielseitig und komplex, was die Arbeit in der Wildbachverbauung interessant und abwechslungsreich gestaltet. Ich denke, es geht stets darum auf die wechselnden Anforderungen und Erwartungen passende Lösungen zu finden. Meist gehen die Meinungen für die notwendigen Maßnahmen und deren Ausführung in der Be­­völkerung weit auseinander. Es geht darum, möglichst alle Be­tei­lig­ten so gut wie möglich zu be­rück­sichtigen. Dabei steht der Schutz der Bevölkerung vor Naturgefahren stets im Mittelpunkt.

Dieser Beitrag erschien in der Bezirkszeitung Die BAZ. Näheres unter diebaz.com. Hier geht’s zurück zur Startseite von tirol news!

Bildnachweis: Das Falschauerufer nach den Bauarbeiten in Lana © Philipp Genetti
  • 3. April 2023