Das Falschauer Delta – Zwischen Industrie und Naherholung

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Die Industriezone Lana und das Naherholungsgebiet „Falschauer“ bilden das Falschauer Delta. Der Standort ist gekennzeichnet von einem rührigen Gewerbe, einer großzügigen Sportanlage und einem idyllischen Naherholungsgebiet für Familien und Naturliebhaber.

Philipp Genetti im Gespräch mit Bürgermeister Harald Stauder über Gegenwart und Zukunft des Falschauer Deltas.

Was macht die Industriezone Lana als Wirtschaftsstandort attraktiv?

Harald Stauder: Die Attraktivität ergibt sich aus unterschiedlichen Aspekten. Einerseits ist die verkehrstechnische Lage ideal, direkt an der Ausfahrt von der Schnellstraße Meran Bozen. Andererseits waren wir in der Lage allen Unternehmen, bei Notwendigkeit eine Erweiterungsmöglichkeiten zu bieten. Die Ansiedlung von Unternehmen, die auch auf dem globalen Markt anzutreffen sind und dort erfolgreich sind, zeigt uns, dass einiges richtig gemacht wurde.

Welche Vorteile haben Unternehmen hier?

Das Angebot außerhalb der eigentlichen Produktion ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Die Industriezone verfügt heute über mehrere Gastronomiebetriebe, über eine Kindertagesstätte sowie unmittelbar angrenzend über Sportanlagen. Rund 5 Minuten zu Fuß entfernt finden wir das Naherholungsgebiet Falschauer mit einem Biotop, das nicht nur in der Mittagspause von vielen gern aufgesucht wird.

Die Industriezone ist auch bekannt als „grüne Industriezone“. Was bedeutet das?

Grüne Industriezone deshalb, weil der ehemalige Wirtschaftsreferent der Gemeinde, Roland Gruber bei der Umgestaltung der Freiflächen Wert daraufgelegt hat, dass möglichst viele Bäume, Sträu­cher und Blumen gepflanzt werden. Diese Idee bewährt sich heute in vielfacher Hinsicht, vom ästhetischen Gesichtspunkt und für die Kühlung im Sommer.

Inwieweit spielt Nachhaltigkeit in der Zone eine Rolle?

Nachhaltigkeit ist für die Unternehmen mittlerweile Pflicht. Viele Kunden legen Wert darauf, für viele Verbraucher ist sie mit ein Kaufargument. Und natürlich ist auch der finanzielle Aspekt zu berücksichtigen, nachhaltig heißt zum Teil auch sparsamer Umgang mit Energie und Ressourcen.

Die Innovationskraft hat sich durch die Vielfalt einmal mehr weiterentwickelt. Der Kleine profitiert vom Großen und umgekehrt.

Harald Stauder, Bürgermeister der Marktgemeinde Lana

Hier haben sich neben regionalen auch internationale Betriebe angesiedelt. Was macht den Branchenmix aus?

Der Branchenmix ist historisch gewachsen. Erfolgreiche Betriebe sind gewachsen und haben den Standort noch bekannter gemacht; andere sind dazugekommen. Die Innovationskraft hat sich durch die Vielfalt einmal mehr weiterentwickelt. Der Kleine profitiert vom Großen und umgekehrt.

Trotz seines teils internationalen Charakters bietet die Zone vor allem Arbeitsplätze für einheimische Fachkräfte.

In der Industriezone arbeiten vor allem Mitarbeiter, die aus einem Umkreis von zirka 30 km einpendeln. Arbeitern aus Lana und Umgebung eine Arbeitsstelle zu geben, war die ursprüngliche Idee bei der Schaffung des Gewerbegebietes. Das ist bis heute so geblieben. Es ist eine Win-Win-Situation. Betriebe können auf bewährte Arbeitskräfte zählen und Arbeitssuchende finden einen zukunftssicheren Arbeitsplatz in der Nähe.

Die Entscheidungshoheit über die Gestaltung der „Industriezone von Landesinteresse“ teilen sich die Gemeinde Lana und das Land Südtirol gemeinsam. Was hat das konkret zu bedeuten?

Dass wir grundlegende strategische Entscheidungen mit der Landesverwaltung absprechen.

Erweiterungen sind derzeit nicht möglich, da keine Grundverfügbarkeit gegeben ist. Wir grenzen mit der Zone an das Gemeindegebiet von Tscherms. Die Entscheidung über Erweiterungen in Richtung Norden liegt also nicht bei uns. Langfristig kann in enger Abstimmung mit der Landesverwaltung an die Sanierung des ehemaligen Müllhügels an der Einfahrt zur Zone gedacht werden. Die Zeit dafür ist jedoch noch nicht reif.

Harald Stauder

Welche Herausforderungen stellen sich aktuell in der Zone? Inwiefern besteht noch die Möglichkeit der Erweiterung?

Nachdem wir in den vergangenen Jahren die Infrastrukturen in der Industriezone erneuert und die Oberflächengestaltung abgeschlossen haben, stehen derzeit keine großen Maßnahmen mehr an. Auch Erweiterungen sind derzeit nicht möglich, da keine Grundverfügbarkeit gegeben ist. Wir grenzen mit der Zone an das Gemeindegebiet von Tscherms. Die Entscheidung über Erweiterungen in Richtung Norden liegt also nicht bei uns. Langfristig kann in enger Abstimmung mit der Landesverwaltung an die Sanierung des ehemaligen Müllhügels an der Einfahrt zur Zone gedacht werden. Die Zeit dafür ist jedoch noch nicht reif.

Mit der Sportzone „Lanarena“ befindet sich ein Standort für den Sport in der Industriezone. Wie ist es dazu gekommen?

Die „Lanarena“ steht dort, wo bereits früher Tennisplätze und ein Fußballplatz waren. Sie entstand Anfang der 2000er Jahre und beherbergt heute eine Tennishalle, verschiedene Sporthallen und ein Restaurant.

Welchen Stellenwert hat diese Sportzone für Lana?

Aus heutiger Sicht würde man so eine Sportanlage näher an die Ortsmitte bauen und nicht direkt an eine vielbefahrene Anfahrtsstraße. Erreichbarkeit von Sport- und Freizeiteinrichtungen mit dem Fahrrad oder sogar zu Fuß, ist ein wichtiges Thema für uns. Die Anlage funktioniert heute sehr gut, da der Betreiber in der Lage war, sein Wissen rund um den Tennissport mit der Gas­tronomie zusammenzuführen.

Mit dem Verlauf der neuen Buslinie „LanaBus“ wurde auch die nahgelegene Naherholungszone „Falschauer“ aufgewertet. Welche Gedanken verfolgt die Gemeinde in Hinblick auf dieses Gebiet?

Das Naherholungsgebiet Falschauer wird auch in den nächsten Jahren sehr sanft weiterentwickelt werden. Der Spielplatz wird im Frühjahr in einem Projekt mit der Forstverwaltung erneuert, wodurch die Grillstellen etwas weniger werden. Jedoch bleiben die Freiflächen weiterhin großzügig. Naturnahes Spielen für Kinder steht im Vordergrund. Die Zeiten, in denen jedes Wochenende Duzende von Autos die Naherholungszone zugeparkt haben, überall gegrillt und alles verdreckt und vermüllt hinterlassen wurde, sind vorbei. Gemeinsam mit dem Fischereiverein ha­ben wir eine Lösung gefunden, nachdem das Land nichts unternommen hat.

Die Landesverwaltung hat auf unsere mehrmalige Anfrage nach einem „Biotopwächter“ nie reagiert.

Harald Stauder

Etwas versteckt führt ein schmaler Spazierweg zu einem idyllischen Weiher. Weshalb wird dieses kleine Stück Paradies nicht intensiver genutzt?

Das Biotop steht für Artenvielfalt und geschützten Lebensraum. Das wird auch so bleiben. Es soll eine Oase der Ruhe bleiben, für Menschen, die das zu schätzen wissen. Die Landesverwaltung hat auf unsere mehrmalige Anfrage nach einem „Biotopwächter“ nie reagiert. In anderen Regionen gibt es sogenannte „Guardie ambientali“, die solche Aufgaben übernehmen. Wir versuchen jetzt über die Ortspolizei und den Lananer Fischereiverein Ordnung zu halten.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft für die Naherholungszone „Falschauer“?

Die Naherholung entlang der gesamten Falschauer, von der Gaulschlucht bis zur Mündung in die Etsch, wird weiterhin so gestaltet, dass sie familiengerecht ist und die Menschen in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnung Natur erleben können. Darauf haben wir hingearbeitet, so soll es auch bleiben.

Dieser Beitrag erschien in der Bezirkszeitung Die BAZ. Näheres unter diebaz.com. Hier geht’s zurück zur Startseite von tirol news!

Bildnachweis: Sattelitenaufnahme Falschauer Delta © Google Maps
  • 19. Januar 2023