Florian Schmalzl aus Marling: Südtirols aufstrebender Nachwuchsmeteorologe

Florian Schmalzl und seine Wetterseite © Florian Schmalzl

Der junge Hobbymeteorologe Florian Schmalzl aus Marling gilt neben dem Landeswetterdienst vermutlich heute schon zu den bemerkenswertesten Akteuren in der Wettervorhersage für Südtirol. Seine Facebook-Seite „Florians Wetterseite“ verzeichnet mittlerweile mehr als 62.300 Follower, wobei weit mehr als 2.000 Personen regelmäßig auf seine Beiträge reagieren. Im Herbst dieses Jahres beginnt Florian sein Studium an der Fakultät für Atmosphärenwissenschaften der Uni Innsbruck. Ein Grund mehr zum Anlass sich eingehender mit ihm zu unterhalten.

Lieber Florian, beginnen wir bei allem Anfang, wie bist du eigentlich zur Meteorologie gekommen und was hat dich dazu inspiriert, deine Facebook-Seite „Florians Wetterseite“ zu starten?

Florian Schmalzl: Das Wetter interessiert mich eigentlich schon seit ich denken kann. Als kleiner Junge habe ich im Winter immer sehnsüchtig auf den Schnee gewartet. Vielleicht, weil es in meinem Heimatdorf Marling recht selten schneit – es war und ist halt immer etwas Besonderes. Oftmals wurde ich dann aber enttäuscht, es wollte einfach nicht schneien. Damals, ich spreche von meiner Kindergartenzeit, habe ich bereits aufmerksam den Wetterbericht übers Radio verfolgt. Dass es auch Wettervorhersagen im Internet gab, hatten mir meine Eltern zwar gesagt, jedoch hatte ich das natürlich noch nicht auf dem Schirm. Im Lauf der Jahre hatte ich mich aber selbst auf die Suche gemacht und mich über das Internet immer mehr mit der Meteorologie beschäftigt und gemerkt: nicht nur Schnee ist interessant, sondern die ganze Thematik rund ums Wetter. Ich bin in das Thema reingewachsen und daraus ist eine Passion entstanden. Meine Facebookseite „Florians Wetterseite“ habe ich 2016 gestartet. Eine Vision hatte ich dafür eigentlich nicht. Ich wollte zu Beginn nur die Messwerte meiner Wetterstation, die ich kurz davor zur Firmung geschenkt bekommen habe, mit anderen Menschen teilen.

Mit über 61.951 Followern auf deiner Facebook-Seite hast du eine beachtliche Reichweite aufgebaut. Was denkst du, sind die Hauptgründe für den Erfolg deiner Wetterseite?

Das Wetter geht in irgendeiner Art und Weise jeden etwas an und ist wahrscheinlich Smalltalk-Thema Nr. 1. Das Interesse an genauen Wetterberichten ist einfach sehr groß.

Bei einer Fangemeinde von über 60.000 muss ich natürlich aufpassen, was ich schreibe – manche Leser richten ihre Planungen nach meinen Prognosen und so muss ich gut abwägen, ob eine Wetterentwicklung so sicher ist, dass ich sie auch im Wetterbericht erwähnen kann oder zu große Unsicherheitsfaktoren bestehen, sodass die Einschätzung oberflächlicher bleiben muss.

Florian Schmalzl, Student der Atmosphärenwissenschaften aus Marling

Es ist beeindruckend, dass deine Facebook-Seite „Florians Wetterseite“ mittlerweile sogar mehr Follower hat als die offizielle Seite des Landeswetterdienstes (52.572 Follower). Was glaubst du, sind die Gründe dafür, und wie gehst du mit dieser Verantwortung um, eine so große und engagierte Fangemeinde zu haben?

Mein Hauptkanal für die Verbreitung von Wetterinformationen ist Facebook. Auf der Facebookseite „Wetter in Südtirol“ des Landeswetterdienstes gibt es nur selten News und sie ist dementsprechend weniger bekannt als meine. Der Landeswetterdienst nutzt andere Kanäle, wie die App „Wetter Südtirol“ oder die Internetseite. Die Nutzerzahlen sind dort sicher wesentlich höher. 

Bei einer Fangemeinde von über 60.000 muss ich natürlich aufpassen, was ich schreibe – manche Leser richten ihre Planungen nach meinen Prognosen und so muss ich gut abwägen, ob eine Wetterentwicklung so sicher ist, dass ich sie auch im Wetterbericht erwähnen kann oder zu große Unsicherheitsfaktoren bestehen, sodass die Einschätzung oberflächlicher bleiben muss. Das Wetter ist ein chaotisches System. Ich muss zugeben, vor ein paar Jahren habe ich mich noch teilweise „getraut“, tiefer ins Detail zu gehen. Doch auch wenn die Wettermodelle in den vergangenen Jahrzenten verlässlicher geworden sind, Fehlprognosen gibt es auch heute noch hin und wieder und es wird sie auch in Zukunft mit noch besserer Technik vereinzelt geben. Fehlerhafte Prognosen macht kein Meteorologe gern, sie liegen aber in der Natur der Sache.

Wie hast du dich im Laufe der Jahre weitergebildet, um dein Wissen und deine Fähigkeiten in der Meteorologie zu vertiefen?

Ich habe viele Bücher und wissenschaftliche Artikel im Internet gelesen. Seit der Mittelschule verfolge ich das Wetter mehr oder weniger ständig. Wetterlagen wiederholen sich mit der Zeit und man kann gewisse Ähnlichkeiten feststellen. Diese Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Vergangenheit sind auch bei der Erstellung einer Wettervorhersage hilfreich. Die Wetterlagen wiederholen sich aber nie ganz genau gleich, was das Ganze umso spannender macht.

Südtirol hat eine vielfältige Wetterlandschaft. Kannst du uns einen Einblick in die besonderen meteorologischen Herausforderungen dieser Region geben und wie du sie auf deiner Seite angehst?

Gebirge beeinflussen maßgeblich Luftströmungen und schlussfolgernd auch das Wetter. Diese genau zu prognostizieren ist sehr herausfordernd – vor allem grobmaschige Wettermodelle, die viele internationale Wetterapps verwenden, liefern in diesem Hinblick meist keine guten Ergebnisse. Lokalmodelle mit einer höheren Auflösung, bei denen also Täler und Gebirge besser abgebildet sind und die auch ich verwende, sind für eine Prognoseeinschätzung verlässlicher.

Es ist immer spannend zu verfolgen, welches der Modelle schlussendlich annähernd recht behält. Das variiert und lässt sich im Vorfeld leider nicht immer erahnen. Es reicht also nicht, wenn man sich immer nur das eine Modell anschaut. Wäre auch zu einfach.

Florian Schmalzl

Wie stellst du sicher, dass die Informationen, die du auf deiner Seite teilst, zuverlässig und genau sind? Welche Quellen und Tools nutzt du?

Ich benutze unter anderem die Daten aus „kachelmannwetter.com“. Auf dieser Seite kann man sich unterschiedliche Modellberechnungen ansehen und diese miteinander vergleichen, denn es gibt nicht nur die eine Variante bei der Wetterprognose, sondern viele mögliche Lösungen. Teilweise benötigt man deshalb auch ein gewisses meteorologisches Verständnis, um diese richtig zu verstehen und interpretieren zu können. Es ist immer spannend zu verfolgen, welches der Modelle schlussendlich annähernd recht behält. Das variiert und lässt sich im Vorfeld leider nicht immer erahnen. Es reicht also nicht, wenn man sich immer nur das eine Modell anschaut. Wäre auch zu einfach. Manchmal muss man sich tatsächlich auf sein Bauchgefühl verlassen, und überlegen welches Modell im Hinblick auf vergangene Ereignisse am ehesten richtig liegen könnte.

Welche Rolle spielen soziale Medien deiner Meinung nach bei der Verbreitung von Wetterinformationen und dem Bewusstsein für die zunehmend rasanteren Klimaveränderungen?
Eine sehr große und wichtige. Allerdings wird über das Thema Klima in den sozialen Medien auch viel Alarmismus betrieben – weil es sich gut klickt ­– und Falschmeldungen verbreitet. So hätte es beispielsweise ohne Brandstiftung im Mittelmeerraum heuer wahrscheinlich fast keine Waldbrände gegeben. Verantwortlich dafür gemacht wird aber dann oft der Klimawandel. Ich leugne dadurch den Klimawandel keineswegs, es gibt nur deutlich besorgniserregendere Hinweise – von denen man kaum was hört – und man muss eigentlich nichts dazu erfinden.

Kannst du uns ein Beispiel nennen?

Die stetig höheren Meerestemperaturen. Der Atlantik war noch nie so warm wie heuer. Etwa wurden im Meer vor Florida über 38 Grad Wassertemperatur gemessen. Neben dem Fischsterben werden ganze Ökosysteme durcheinandergewirbelt. Wärmere Meere haben auch direkte Auswirkungen auf unser Wetter. Etwa können Hurrikans verheerender werden, Tiefs aus dem Mittelmeer mehr Regen bringen.

Welche spannenden Entwicklungen oder Trends siehst du in der Welt der Meteorologie und wie beeinflussen sie deine Arbeit?

Die künstliche Intelligenz wird auch im Bereich Meteorologie noch interessant werden.

Meteorologie ist eng mit Umweltfragen und Klimawandel verbunden. Welche Botschaft möchtest du deinen Followern in Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit vermitteln?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden, wie viel er für den Klima- und Umweltschutz tun möchte. Es ist ja auch eine Kostenfrage. Nicht jeder kann sich eine klimafreundliche Zugfahrt leisten, das Fliegen ist demgegenüber noch viel zu attraktiv. Meiner Meinung nach sollte in Zukunft das nachhaltige, öffentliche Verkehrsangebot in Südtirol – und nicht nur – noch massiv verbessert und ökonomisch ansprechender gestaltet werden. Nur um einiges zu nennen. Umweltschutz ist aber natürlich noch ein viel weitläufigeres Thema.

Gibt es ein besonders herausforderndes oder erinnerungswürdiges Wetterereignis, über das du in den letzten Jahren berichtet hast, und könntest du uns mehr darüber erzählen?
Ich habe da viele im Kopf, besonders Extremwetterereignisse bleiben in Erinnerung und es ist auch am aufregendsten darüber zu berichten. Vom heurigen Sommer bleibt mir beispielsweise die Superzelle im Kopf, die im Sarntal und oberen Eisacktal noch nie dagewesen große Hagelkörner mit einem Durchmesser von 10 cm brachte. Auch von den Hochwasserlagen im August und Oktober 2021 sind mir noch einige Details in Erinnerung geblieben.   

Sowohl auf deiner Facebookseite als auch deiner Homepage betonst du immer wieder, dass du deine Einschätzungen als Hobbymeteorologe vornimmst. Inwieweit siehst du die Meteorologie auch als Teil deiner beruflichen Zukunft? Wohin geht die Reise zurzeit in deinem Studium?

Ich beginne mein Studium der Atmosphärenwissenschaften an der Uni Innsbruck im heurigen Herbst.

Was wäre dein persönlicher Wunsch im Hinblick auf dein großartiges Hobby?
Dass meine Passion weiterhin bestehen bleibt, wobei mein näheres Umfeld darin keine Zweifel sieht, und ich mich von so einigen Kritiken – ich beobachte eine zunehmende Aggressivität und Ignoranz in den sozialen Medien – nicht entmutigen lasse.

Die Meteorologie ist ein unglaublich spannender Bereich der Physik und Geowissenschaften. Je tiefer man in das Thema eintaucht, desto spannender wird es und es ergeben sich viele Zusammenhänge. Man begreift dann auch, wie sensationell es eigentlich ist, dass man überhaupt in der Lage ist, dieses chaotische System „Wetter“ so gut vorhersagen zu können.

Florian Schmalzl

Was kannst du all jenen Lesern mitgeben, die sich selbst mehr mit dem Thema Meteorologie befassen wollen? Und worauf sollte man als Laie beim Vergleich von unterschiedlichen Wettermodelle besonders achten?

Die Meteorologie ist ein unglaublich spannender Bereich der Physik und Geowissenschaften. Je tiefer man in das Thema eintaucht, desto spannender wird es und es ergeben sich viele Zusammenhänge. Man begreift dann auch, wie sensationell es eigentlich ist, dass man überhaupt in der Lage ist, dieses chaotische System „Wetter“ so gut vorhersagen zu können. Ich lese zurzeit das Buch „Meteorologie“ von Hans Häckel, das recht tief in die Materie eindringt und das ich gerne weiterempfehlen kann. In Zeiten des Internets hat jeder Zugriff auf Information. Auf YouTube beispielsweise gibt es viele, leicht verständliche Videos über das Wetter (z. B. auch zur Frage „Wie entsteht der Wind?“).

Als Laie sollte man beim Überprüfen und Vergleichen der Wettermodelle immer im Hinterkopf behalten, dass die gezeigten Karten eine Annäherung zur Wirklichkeit darstellen. Kleine Abweichungen kann es immer geben und man sollte das große Ganze nie aus dem Blick verlieren.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.

Dieser Beitrag erschien in etwas abgewandelter Form zuerst in der Bezirkszeitung Die BAZ. Näheres unter diebaz.com. Hier geht’s zurück zur Startseite von tirol news!

Bildnachweis:  © Florian Schmalzl
  • 3. Oktober 2023